Die turbulenten letzten Monate und Jahre haben ihre Spuren hinterlassen. Nicht nur in der Gesellschaft, die teils sowohl monetär stark unter steigenden Preisen für Lebensmittel und Energiekosten als auch mental unter Katastrophen und Kriegen leidet. Auch auf junge Unternehmen haben sich die Krisenzeiten ausgewirkt.
Im Jahr 2023 meldeten beinahe 300 Startups Insolvenz an. Hinter dieser Zahl stecken 300 Gründerinnen und Gründer mit wertvollen Ideen und großen Visionen während einer Krise, der sie nicht gewachsen waren. Das entspricht einer Steigerung um 65 Prozent gegenüber dem Vorjahr 2022. Experten befürchteten, dass der Höhepunkt dieser Entwicklung noch nicht erreicht war – und damit hatten sie recht. Im ersten Halbjahr 2024 sind aktuellen Zahlen zufolge bereits 160 junge Unternehmen insolvent gegangen. Ein neuer Höhepunkt der Startup-Insolvenzen.
Die Startups selbst bewerten das Ökosystem in Deutschland 2023 schlechter als in den Jahren zuvor. Inflation, Krieg und die Wirtschaftsflaute scheinen sich also auch auf junge Unternehmen stark auszuwirken. Wir werden in diesem Beitrag einen Blick auf die aktuelle Situation in der Startup-Szene.
Inhaltsverzeichnis
- Die größte Herausforderung für Startups: Kapitalbeschaffung
- Die Gewinner der Krise
- Ein positiver Blick in die Zukunft der Startup-Szene
- Fazit
Die größte Herausforderung für Startups: Kapitalbeschaffung
Der Deutsche Startup Monitor 2023 bestätigt das getrübte Bild innerhalb der Startup-Szene. Für schlechte Stimmung sorgt insbesondere die Kapitalbeschaffung für junge Unternehmen. So schätzen nur knapp über 15 Prozent der befragten Gründerinnen und Gründer die Investmentbereitschaft von Business Angels und Venture Capitalists als positiv ein. Über 45 Prozent sagen klar, dass sie als schlecht einzuordnen ist, und 20,6 Prozent gehen sogar davon aus, dass die Bereitschaft noch weiter sinken wird.
Diese Einschätzung der Startups geht einher mit der tatsächlichen Investment-Entwicklung. So wurden im Jahr 2023 insgesamt nur 6 Milliarden Euro in junge Unternehmen investiert – das entspricht einem Rückgang von fast 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Als eine der größten Herausforderungen für Startups ist daher die Kapitalbeschaffung zu sehen, welche im vergangenen Jahr eine noch größere Hürde als noch 2022 zu sein schien. Hierbei handelt es sich allerdings nicht um ein rein deutsches, sondern ein internationales Problem innerhalb der Startup-Szene. Andere Top-Herausforderungen sind für junge Unternehmen aktuell Kundengewinnung, Produktentwicklung, Liquidität und Personalrekrutierung.
Auch Oliver Weimann, Co-Founder der Quantum Cybersecurity Group (QCG) und des Venture Builders Scale Now, beobachtet aus der Investoren-Perspektive, dass sich das Investmentverhalten in den letzten Jahren verändert hat und dieser Trend noch immer besteht. “In der Frühphasenfinanzierung kommen zum Beispiel Business Angel langsamer zu erfolgreichen Exits über Secondaries & Co und investieren dementsprechend auch wieder verzögert in neue Teams und Ideen”, beschreibt Oliver die Beweggründe der Investoren in Early-Stage Startups in einem Interview mit dem Business Punk. “Und auch im VC-Umfeld nehme ich wahr, dass die Geschwindigkeit einfach abnimmt.” Es ist zu erwarten, dass die Investoren noch einige Zeit zögerlich bleiben werden. Das liegt daran, dass sie aufgrund fehlender Börsengänge und zurückhaltender Geldgeber sowohl die erforderliche Liquidität als auch das Vertrauen in riskante Investitionen aufgrund der schwachen Wirtschaftslage vermissen. Für Gründerinnen und Gründer verliert wohl auch deshalb das Venture Capital an Anziehungskraft, wie der Deutsche Startup Monitor 2023 ermittelte.
Trotzdem hat die Mehrheit der Gründerinnen und Gründer Hoffnung und geht von einer positiven Entwicklung ihres Geschäfts aus. Doch die Zahlen spiegeln definitiv wider, wie groß die Herausforderung für junge Unternehmen in Bezug auf Investments ist.
Die Gewinner der Krise
Gleichzeitig gibt es einige Branchen, die nicht so stark von den aktuellen Krisenzeiten betroffen sind, oder gar davon profitieren: Cybersecurity, DefenseTech oder GreenTech.
Startups dieser Branchen lösen Probleme, die auch in Krisenzeiten nicht zu vernachlässigen sind, oder teilweise sogar dadurch verstärkt werden. “Wirtschaftlich oder politisch motivierte Cyber-Angriffe haben mit einem Faktor von über zehn zugenommen”, so Oliver Weimann im Hinblick auf die Cybersecurity Branche. Deutschland ist dabei insbesondere durch die Unterstützung der Ukraine Ziel politischer Hacker-Angriffe vonseiten Russlands.
Als größte Risiken im Cyberspace werden aktuell Phishing-Kampagnen, Ransomware und DDoS-Attacken (Distributed Denial of Service) angesehen. “Beispiele wie Sandstorm von russischen Hackerinnen und Hackern auf das ukrainische Stromnetz zeigen auch in DACH, wie sehr unsere kritischen Infrastrukturen gefährdet sind”, schätzt der CEO der Quantum Cybersecurity Group (QCG) die aktuelle Lage ein. Insbesondere die Bereiche kritische Infrastruktur, Industrie und Regierungsapparate sind momentan besonders gefährdet.
Die Cybersecurity Branche büßt also in Zeiten der Krise nicht ein, sondern wird im Gegenteil sogar noch viel wichtiger. Innovationen sind in diesem Sektor aktuell so wichtig wie nie zuvor, weshalb junge Unternehmen dieser Branche kaum eine negative Auswirkung der Krise zu spüren bekommen.
Und so geht es auch anderen Branchen, wie beispielsweise dem Sektor GreenTech. “Wenn die Energiesicherheit des Landes in Frage gestellt wird, dann helfen Lösungen, die entweder Energie erzeugen oder Energie einsparen – egal ob von Startups oder etablierten Unternehmen”, beschreibt Oliver Weimann die Lage. Für die vielen jungen Unternehmen, die zu diesem Bereich zählen, bedeutet das auch, dass sie von der Krise weniger stark betroffen sind. Das sind gute Nachrichten für zahlreiche Unternehmen, denn der deutsche GreenTech-Markt steigt jährlich um über acht Prozent und ist damit sogar stärker als der internationale Markt.
Ein positiver Blick in die Zukunft der Startup-Szene
Trotz der mehr oder weniger starken Auswirkungen aktueller Krisen auf die Startup-Szene, steht es in Zukunft nicht zwingend schlecht für das Ökosystem. Gründerinnen und Gründer lassen sich von der aktuellen Situation nicht aufhalten. So sind im ersten Halbjahr 2024 wieder 15 % mehr Startups gegründet worden als im zweiten Halbjahr 2023, wie der “Next Generation – Startup-Neugründungen in Deutschland”-Report ermittelte. Das ist ein gutes Zeichen.
Eine ähnliche Sichtweise hat auch Oliver Weimann: “Ich erwarte eine Delle mit weniger Gründungen und partiellem Verschwinden der Mentalität ‘Startup as a Lifestyle’, sehe aber grundsätzlich eine signifikant gefestigtere Szene als beispielsweise nach den Zeiten des ‘Neuen Marktes’ Anfang der 2000er Jahre.” Auch er ist also der Meinung, dass es nun nicht vorbei ist mit der positiven Entwicklung des Startup-Ökosystems. “Es gibt einfach spannende Themen, deren Zeit gekommen ist”, so Oliver Weimann. In Bezug auf die Branche Cybersecurity bezeichnet er die aktuelle Zeit als „Tipping Point of Technology“ aufgrund der bevorstehenden Einführung von Quantencomputern. Auch ist er sich sicher, dass der Sektor GreenTech auf einer globalen Ebene rasant wachsen wird. Und das sind nur zwei der Trends, die 2024 die Startup-Szene prägen werden – mehr dazu gibt es hier.
Klar ist: Die aktuellen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen machen auch vor der deutschen Startup-Szene keinen Halt und viele gute Ideen wurden dadurch in die Knie gezwungen. Trotzdem würden neun von zehn Gründern wieder gründen. Davon 83 Prozent sogar wieder in Deutschland, was die Qualität der nationalen Startup-Szene unterstreicht.
Fazit
Inmitten der Turbulenzen und Herausforderungen der letzten Jahre haben junge Unternehmen in Deutschland eine bewegte Zeit durchlebt. Die Auswirkungen der Krisenzeiten auf die Startup-Szene sind spürbar. Kapitalbeschaffung hat sich als eine der größten Herausforderungen für Startups erwiesen, da Investitionsbereitschaft und -geschwindigkeit sinken. Dennoch gibt es Gewinner in der Krise, einige Branchen wie Cybersecurity, DefenseTech und GreenTech scheinen weniger betroffen zu sein oder sogar zu profitieren.
Trotz der gegenwärtigen Herausforderungen bleibt die Zukunft der Gründerszene also vielversprechend, da spannende Chancen und Entwicklungen das Wachstum und die Innovation in den kommenden Jahren vorantreiben werden.
Cheers, Carsten
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Hi! Ich bin Carsten Puschmann.
Meine über 30-jährige Karriere hat mich durch zahlreiche Unternehmen, Branchen und Institutionen geführt. So konnte ich in den letzten drei Jahrzehnten umfangreiche Erfahrungen in der Startup-Szene sammeln und habe mir ein enormes Know-How aufgebaut, wenn es um Startups, Investments und Venture Building geht.
Dieses Können setze ich heute unter anderem dafür ein, Investoren und Interessierte im Bereich Early Stage Investment in ihren Investitionsentscheidungen zu beraten, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können.Du interessierst Dich für Investments in junge Unternehmen aus dem DeepTech-Bereich und möchtest mehr über das Thema erfahren?
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