Das Jahr 2023 neigt sich dem Ende zu und damit beginnt ein neues Jahr mit ganz neuen Herausforderungen und Chancen für die Startup-Szene. Gründerinnen und Gründer blicken positiv in die Zukunft, obwohl das letzte Jahr der Startup-Szene einige Stolpersteine und Hürden in den Weg gelegt hat.
Welche Themen werden es sein, die junge Teams im nächsten Jahr bewegen werden? Welche Trends werden das Startup-Ökosystem prägen? Das erfahrt ihr hier.
Inhaltsverzeichnis
- Trend 1 – New Space
- Trend 2 – Künstliche Intelligenz
- Trend 3 – Cyber Security
- Trend 4 – Sustainability
- Fazit
Trend 1 – New Space
Die New Space Branche wird 2024 weiter abheben. Bereits jetzt nutzen zahlreiche Unternehmen Satellitendaten für diverse Anwendungsbereiche wie Smart Farming, Industrie 4.0 oder autonomes Fahren. Mehr als 70 Prozent der New Space Unternehmen bedienen aktuell bereits Kunden außerhalb des Weltraumsektors, und dieser Trend setzt sich weiter fort.
Das nicht ohne Grund, denn die Raumfahrtindustrie verfügt über ein enormes Potential. New Space wird insbesondere in den Branchen Landwirtschaft, Automotive und Konsumgüter zu ganz entscheidenden Veränderungen führen. Auch in Bezug auf die Energieproduktion wird der Weltraumsektor für uns von großem Vorteil sein: Weltraumgestützte Solarenergie ist dabei nur ein Beispiel für die zahlreichen Anwendungsbereiche.
Um aktuell neue Satelliten ins All zu schicken, fehlt es Deutschland und Europa am Zugriff zum Weltraum, seit die letzte Rakete Ariane 5 im Sommer 2023 abhob. Im Jahr 2024 ändert sich das. Denn die europäische Trägerrakete Ariane 6 ist nach einer mehrjährigen Verzögerung nun endlich gestartet, am 9. Juli 2024 um 21 Uhr – mehr oder weniger erfolgreich. Denn nach einem Bilderbuchstart versagten die Hilfstriebwerke.
Trotzdem soll Ariane 6 zukünftig erfolgreich Satelliten für kommerzielle und öffentliche Auftraggeber ins Weltall bringen und dabei günstiger sein als die Vorgängerin – das wird Europa in Sachen Raumfahrt wettbewerbsfähiger machen und ist damit der Startschuss, der die New Space Branche beflügeln wird. Aktuell ist der erste kommerzielle Start von Ariane 6 zum Ende diesen Jahres geplant.
Auch das deutsche Raumfahrtunternehmen HyImpulse aus Neuenstadt startete in nächstem Jahr ins All. Ihr Microlauncher “Small Launcher SL1” soll in Zukunft bis zu einer halben Tonne Nutzlast in den Weltraum transportieren können. Eine Testrakete ist im Mai 2024 erfolgreich aus Australien abgehoben. Das deutsche Startup Rocket Factory Augsburg (RFA) zündete auch im Mai 2024 erfolgreich vier Helix-Triebwerke. Das junge Unternehmen will Kleinsatelliten wie Autos bauen – kostengünstig und mit zubuchbaren Zusatzfunktionen. Zusätzlich sollte es in Deutschland einen neuen Startplatz für Microlauncher geben. Von einer mobilen Startplattform in der Nordsee aus sollten im Juni im Rahmen einer Testphase kleine Microlauncher abheben können. Dieses Projekt wurde allerdings vorerst auf Eis gelegt.
Die deutsche Startup-Szene hat sich also bereits im New Space Markt etabliert – und insbesondere durch die Entwicklungen im Jahr 2024 wird sie sich dort noch weiter festigen.
Trend 2 – Künstliche Intelligenz
In den letzten Jahren hat sich die Künstliche Intelligenz (KI) vermehrt einen Weg in das Leben der Menschen gebahnt. Heute sind wir täglich mit KI konfrontiert, die uns meist das Leben erleichtert. Trotzdem schürt der inflationäre Gebrauch von KI auch viele Ängste in der Gesellschaft. Unsicherheiten über den Wegfall von Arbeitsplätzen bis hin zu Verschwörungstheorien darüber, dass sich die Maschinen vielleicht einmal gegen die Menschheit richten, wie es in manchen Filmen prognostiziert wird, schwirren in den Köpfen der Menschen herum. Dabei ist KI in erster Linie eine wichtige Chance für uns.
Ein großer Teil der Startup-Szene beschäftigt sich deshalb bereits mit dem Thema KI. Aktuellen Zahlen der “German AI Startup Landscape 2023” zufolge gibt es in Deutschland 508 Startups, die der Branche KI zuzuordnen sind – das ist ein Wachstum von 67 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2022. Die Überlebensrate von KI-Startups ist gleichzeitig sehr viel höher als die anderer Branchen. Auch die Höhe der Investitionen in Startup-Teams aus dem Bereich KI sind bemerkenswert. So liegt der durchschnittliche Finanzierungsbetrag bei 14,8 Millionen US-Dollar, während der Median nur bei 5,4 Millionen US-Dollar liegt. Sowohl aus Sicht vieler Gründerinnen und Gründer als auch aus der Perspektive der Geldgeber ist KI also schon jetzt ein wichtiger Wirtschaftszweig.
Und das nicht ohne Grund: Unternehmen verfügen aktuell über riesige Datenmengen, die von Kundeninteraktionen bis hin zu Sensordaten reichen. Das alles sind wichtige Informationen, die in verwertbares Wissen umgewandelt werden müssen. Unternehmenseigene KI-Lösungen können an dieser Stelle helfen, die unter anderem mithilfe spezialisierter Startups entwickelt werden können – und diese müssen Unternehmen 2024 endlich angehen.
Im Bereich KI existiert außerdem auch ein wichtiger Schnittpunkt zur Energiewende, welcher im Jahr 2024 noch wichtiger werden wird. So kann KI durch diverse Technologien unsere Welt nachhaltiger gestalten, zum Beispiel im Bereich der intelligenten und effizienten Verteilung und Nutzung von Energie, oder um die Energieausbeutung in Windparks durch die optimalen Windausrichtung der Turbinen zu erhöhen. Das Thema reicht auch bis hin zum aktuell akuten Thema der steigenden Anzahl von Cyberangriffen – auch im Bereich der Energieversorgung. So soll KI zukünftig Netzspannungen in Stromnetzen automatisch halten können, wenn diese von außen angegriffen werden.
Die KI-Branche ist aktuell extrem relevant und wird 2024 als eines der wichtigsten Trendthemen die Startup-Szene maßgeblich prägen.
Trend 3 – Cyber Security
Das Stichwort ist bereits gefallen: Cyberangriffe. Wir stecken bereits jetzt mitten im Cyberwar. 2023 fand einer Studie von Cybersecurity Ventures zufolge alle 39 Sekunden ein Cyberangriff statt – das entspricht einer Anzahl von 2.200 Cyberattacken pro Tag. Bereits im Vorjahr 2022 lag die Frequenz bei 44 Sekunden. Gleichzeitig fühlen sich Unternehmen in Deutschland nicht ausreichend auf die aktuellen Gefahren vorbereitet. Dabei ist Deutschland insbesondere nach der Unterstützung der Ukraine im Angriffskrieg vonseiten Russlands ganz besonders durch politisch motivierte Cyberattacken gefährdet.
Auf 206 Milliarden Euro wird der Schaden durch Cyberangriffe in Deutschland im Jahr 2023 geschätzt – ganze Unternehmensexistenzen werden potenziell durch Hackerangriffe bedroht. Der Markt für Cyber Security in Deutschland, Österreich und der Schweiz wird aufgrund der steigenden Relevanz der Branche für Unternehmen, die Regierung und das Militär bis 2026 Schätzungen zufolge auf 29,5 Milliarden US-Dollar ansteigen. Mehr als acht von zehn Unternehmen legen im Jahr 2024 einen Investitionsschwerpunkt auf den Bereich Cyber Security und Informationssicherheit, um sich ausreichend zu schützen, wie die Studie “Der Markt für IT-Dienstleistungen in Deutschland” ermittelte.
Diese Investitionen sind längst notwendig. Durch die aktuelle Bedrohungslage steigen die Security-Anforderungen an. Auch deshalb ist Deutschland bereits jetzt ein Zentrum für Cyber Security, und dieser Fokus wird sich 2024 festigen. Dabei wird auch KI im Zusammenhang mit Cyber Security in Zukunft eine große Rolle spielen.
Nicht zu vernachlässigen ist außerdem das große Thema der Quanten-Technologie. Trotz der großen Vorteile, die Quantencomputer uns eröffnen, wie beispielsweise bahnbrechende Fortschritte in der Medikamentenentwicklung, ergeben sich dadurch ganz neue Risiken. “Unternehmen und Regierungen stehen aufgrund aktueller politischer und wirtschaftlicher Entwicklungen bereits heute vor riesigen Herausforderungen in Bezug auf eine ausreichende Cyber-Sicherheit ”, beschreibt Oliver Weimann, Co-Founder der Quantum Cybersecurity Group (QCG), die aktuelle Lage. “Durch Quantencomputer erreicht die Bedrohungslage allerdings ein vollkommen neuartiges Niveau.” Aktuell verwendete Verschlüsselungsstandards können durch Quantencomputer in Sekunden durchbrochen werden und werden daher in Zukunft keine Sicherheit mehr bieten können.
Angesichts dieser technologischen Entwicklungen, zunehmender politischer Spionage und wirtschaftlicher Cyberangriffe benötigen wir also dringend neue Technologien. Und während uns durch Quantencomputer ganz neue Herausforderungen gegenüberstehen, ist die Quanten-Technologie selbst ein wichtiger Schlüssel zum Schutz und kann ein elementarer Teil der Cybersecurity-Lösungen von morgen sein. Startups wie die QCG haben bereits Lösungen entwickelt, um mithilfe der Quanten-Technologie Cyber-Sicherheit heute und auch in Zukunft zu gewährleisten. Deshalb wird im nächsten Jahr auch die Quantum Cyber Security ein wichtiges Teilgebiet der Cyber-Sicherheit sein, welches die Startup-Szene 2024 prägen wird.
Trend 4 – Sustainability
Nachhaltigkeit ist ein Thema, das uns seit Jahrzehnten begleitet und nicht an Relevanz verliert – ganz im Gegenteil. Fast jedes zweite Startup ordnet sich mittlerweile der Green Economy zu und möchte mit seinen Lösungen auch in Bezug auf Nachhaltigkeit etwas verändern. Aktuell sind 35 Prozent der Neugründungen als Green Startups einzuordnen. In der Energiewirtschaft und der Landwirtschaft ist der Anteil grüner Startups besonders hoch, andere Bereiche wie Immobilien und Tourismus hinken in Bezug auf Nachhaltigkeit noch hinterher und müssen dringend aufholen.
Das politische Geschehen des letzten Jahres, einschließlich Diskussionen über ein neues Heizungsgesetz, den vorzeitigen Kohleausstieg und klimaaktivistische Themen, wird maßgeblich den Nachhaltigkeitstrend im kommenden Jahr beeinflussen. KI wird 2024 zweifellos eine entscheidende Rolle bei der Energiewende spielen. Neben effizienterer Energieerzeugung geht es dabei auch um den optimalen Einsatz und Verbrauch von Energie in Gebäuden oder Städten. Smart Grids und verbesserte Lastprognosen sind hierbei zentral.
Das alles sind auch wichtige Teilbereiche der angestrebten Klimaneutralität bis 2045 – ein ambitioniertes Ziel, das sämtliche Lebensbereiche und Branchen betrifft und innovative Ideen junger Teams erforderlich macht. An dieser Stelle ist unter anderem der Bereich Immobilien von besonderer Bedeutung, der derzeit noch Verbesserungspotenzial bietet. Das Startup Omnystate ist an dieser Stelle bereits einen Schritt weiter und befasst sich mit der vollumfänglichen Digitalisierung von Immobilien – unter anderem – um sie nachhaltiger und effizienter zu gestalten.
Auch im Bereich Nachhaltigkeit und Food wird 2024 ein spannendes Jahr für die Startup-Szene. Konzepte wie Cultured Meat, Plant-based-Food und Regenerative Food werden den Ernährungssektor und insbesondere die Startups dieser Branche beeinflussen. Auch Vertical Farming ist ein Food-Tech-Trend, der im nächsten Jahr zunehmend an Bedeutung gewinnen wird – denn die Weltbevölkerung wächst und der Druck auf traditionelle Agrarsysteme steigt, um nachhaltige und effiziente Lösungen für die Nahrungsmittelproduktion zu finden. Die vertikale Landwirtschaft wird daher immer wichtiger. Das Startup vGreens zum Beispiel nutzt ein innovatives vertikales Hydrokultursystem, das aktuell Erdbeeren ohne Erde anbaut. Dieses Modell minimiert den Land-, Wasser- und Chemikalienverbrauch, was zu hochwertigeren Lebensmitteln führt, und reduziert dabei den CO2-Fußabdruck.
Fazit
Im Jahr 2024 wird die Startup-Szene von vier vielfältigen Trends geprägt sein, die nicht nur innovative Ideen und Lösungen vorantreiben, sondern auch das Potenzial haben, tiefgreifende Veränderungen herbeizuführen. Ob New Space, KI, Cyber Security oder Sustainability – in all diesen Bereichen besteht dringender Handlungsbedarf, für den es junge Unternehmen mehr denn je braucht. Durch die Krisen der letzten Jahre hat die Startup-Szene einen kleinen Einbruch erlebt, doch sie steht jetzt vor ganz neuen Chancen und Herausforderungen und ist bereit, diese anzugehen. Gründerinnen und Gründer haben mit ihren Ideen das Potenzial, die Welt maßgeblich zu beeinflussen. Als Investor und Unternehmer begleite ich junge Unternehmen mit meinem Team leidenschaftlich auf diesem Weg.
Cheers, Carsten
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Hi! Ich bin Carsten Puschmann.
Meine über 30-jährige Karriere hat mich durch zahlreiche Unternehmen, Branchen und Institutionen geführt. So konnte ich in den letzten drei Jahrzehnten umfangreiche Erfahrungen in der Startup-Szene sammeln und habe mir ein enormes Know-How aufgebaut, wenn es um Startups, Investments und Venture Building geht.
Dieses Können setze ich heute unter anderem dafür ein, Investoren und Interessierte im Bereich Early Stage Investment in ihren Investitionsentscheidungen zu beraten, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können.Du interessierst Dich für Investments in junge Unternehmen aus dem DeepTech-Bereich und möchtest mehr über das Thema erfahren?
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